

11.08.2023
„Wir schauen alle aufeinander“
Generationenübergreifendes Engagement für die Bevölkerung Oberkärntens: Dr. Bianca Janjos und Primar Dr. Claus-Michael Stock.
Rund 60.000 Patientinnen und Patienten werden jedes Jahr im Krankenhaus Spittal/Drau ambulant und stationär betreut. Wir wollten wissen, was im Sinne all dieser Patienten die Zusammenarbeit, die Ausbildung und Weitergabe von Know-how im Krankenhaus Spittal/Drau besonders auszeichnet. Dafür haben wir stellvertretend für das mehr als 500-köpfige #khspittal-Team Primar Dr. Claus-Michael Stock (62), seit 18 Jahren Leiter der Fachabteilung Anästhesie und Intensivmedizin, und Assistenzärztin Dr. Bianca Janjos (38), Allgemeinmedizinerin und kurz vor dem Abschluss ihrer Facharztausbildung der Orthopädie und Traumatologie (Unfallchirurgie), zu einem generationenübergreifenden Gespräch gebeten.
Herr Doktor Stock, Frau Doktor Janjos – was hat Sie nach Spittal/Drau geführt? Warum haben Sie sich für das Krankenhaus Spittal als Arbeitgeber entschieden?
Claus-Michael Stock (CMS): „Das ist das elfte Krankenhaus, an dem ich tätig bin. Und sicher das Beste! Weil hier die Menschen gesehen werden. Wir schauen alle aufeinander. Es ist das Persönliche, das uns ausmacht und von großen Krankenhäusern unterscheidet. Weil Massenbetrieb halt einfach immer anonymer ist. Dieser persönliche Aspekt war ein wesentlicher Grund für mich, im Krankenhaus Spittal zu bleiben. Und definitiv die Handschlagqualität der Krankenhausführung. An beidem hat sich in den 18 Jahren, seit ich hier bin, auch nichts geändert.“
Bianca Janjos (BJ): „Im Zuge der ärztlichen Ausbildung lernt man unterschiedliche Abteilungen bzw. Krankenhäuser kennen. Ausschlaggebend für die Entscheidung in Spittal zu bleiben, war unter anderem, dass es ein Krankenhaus mit überschaubarer Größe ist, dadurch familiärer in der interdisziplinären Zusammenarbeit und einem persönlicheren Patientenkontakt. Außerdem war ich sofort begeistert von den Kollegen und dem menschlichen Miteinander – das war von Anfang an etwas Besonderes im Vergleich zu anderen Krankenhäusern.“
In Ihren Teams arbeiten junge und erfahrene Kolleginnen und Kollegen eng zusammen, was sind Vorteile und Herausforderungen, worauf ist zu achten?
BJ: „Ich finde diese Zusammenarbeit persönlich extrem wertvoll, die klinische Erfahrung ist unbezahlbar. Denn nicht jede Erkrankung tritt wie im Lehrbuch auf. Da muss man auch einmal den Lehrpfad verlassen, situations- und patientenadäquate Entscheidungen treffen. Da erfahrene Kollegen um Rat fragen zu können, ist oft sehr hilfreich. Eine kleine Herausforderung kann es dafür manchmal sein, alteingesessene Abläufe – z.B. für therapeutische Maßnahmen – zu modernisieren.“
CMS: „Man muss offen sein, niemanden ‚hinbiegen‘ wollen, die Menschen als Persönlichkeiten akzeptieren, wie sie sind. Aber dafür verständigt man sich auf gemeinsame Spielregeln, einigt sich, was ist teamadäquat und was nicht. Wir sind sehr stolz, dass wir so ein Team aufgebaut haben, in dem viele Generationen top zusammenspielen: Boomer, Generation X, Millenials. Und wir bemühen uns gerade sehr um jungen Facharzt-Nachwuchs. Dafür wollen wir Studentinnen und Studenten gezielt abholen, für unser Fach, unser Team und das Krankenhaus Spittal/Drau begeistern.
Ein gutes Stichwort – was dürfen sich angehende Fachärzte und Allgemeinmediziner von der Ausbildung im Krankenhaus Spittal/Drau erwarten?
CMS: „Viel. Mein Team ist da einfach Weltklasse! Jede und jeder einzelne hat Interesse daran und sorgt dafür, dass junge Kolleginnen und Kollegen so viel wie möglich sehen, lernen und für ihre weitere Laufbahn mitnehmen können.“
BJ: … das habe ich in meiner Ausbildung auch so erlebt. Man ist mit vielen verschiedenen Anliegen der Allgemein- und Unfallchirurgie sowie Inneren Medizin konfrontiert, bekommt durch den Vor-Ort-Einsatz in den Ambulanzen und im OP viel praktische Erfahrung, lernt viel und hat eine steile Lernkurve. Ja, es wird viel verlangt, aber dafür bekommt man auch jede Unterstützung, die man braucht. Toll sind auch die gute interdisziplinäre Zusammenarbeit und der freundliche Umgangston.
Was fasziniert Sie an Ihrem jeweiligen Fachgebiet besonders?
CMS: „Alles. Die Vielfalt in der Anästhesie, Intensiv-, Notfall- und Palliativmedizin sowie Schmerztherapie. Immer weiter zu lernen, den eigenen Fokus mit anderen Fachrichtungen aufzumachen – das liegt in den Genen dieses Fachgebiets. Die Menschen – man muss wissen, was in den Patienten vorgeht. Das heißt sprechen, sprechen, sprechen – ein Schweiger wird da wahrscheinlich nicht glücklich. Ich liebe Menschen, für mich ist es einfach das perfekte Fach.“
BJ: „Die unmittelbare Hilfestellung, die geleistet werden kann, etwas wieder heil zu machen. Es ist der variantenreiche Tätigkeitsbereich – Erstversorgung, Nachbehandlung bzw. Kontrolltermine, Operationen, Röntgendiagnostik, etc. – sowie die Arbeit mit Menschen aller Altersgruppen. Es gibt keinen typischen unfallchirurgischen Patienten, das macht das Fach so abwechslungsreich.“
Der beste Rat, den Sie bekommen haben?
CMS: „Medizin zu studieren! (lacht) Der erste gute Rat auf meinem Weg.“
BJ: „Nicht vergessen zu leben, denn das Leben kann schnell vorbei sein.“
… und ein Rat, den Sie Berufsanfängern bzw. jüngeren Kolleginnen und Kollegen auf ihren Berufsweg mitgeben würden?
BJ: „Auf die eigene mentale und physische Gesundheit zu achten. Unser Beruf ist sehr erfüllend und bereichernd, aber auch fordernd und anstrengend. Auch weil man den einen oder anderen Patienten geistig mit nach Hause nimmt. Oder sich in seiner Freizeit weiterbildet, um sich laufend zu verbessern und wissenschaftlich up to date zu sein. Daher ist es wichtig, sich seine eigenen Inseln zu schaffen und auch mal abzuschalten, um den eigenen Akku wieder aufzuladen.“
CMS: „Alles ausprobieren, was geht. Lernt, macht Ausbildungen, guckt, dass Ihr so viel wie möglich seht, vor allem so viele praktische Erfahrungen kriegt, wie möglich. Das ist ein Erfahrungsschatz, der auch in Ausnahmesituationen oder bei akuten Herausforderungen Sicherheit gibt und vor Überforderung schützen kann.“
Gibt es ein Ziel oder Vorhaben, das Sie in den nächsten Jahren im Krankenhaus Spittal/Drau umsetzen möchten?
BJ: „Meine Fähigkeiten und mein Wissen weiter zu vergrößern, vor allem auch interdisziplinär. Es ist meines Erachtens wichtig, viel fachübergreifendes Know-how zu haben. Denn wir behandeln Menschen in allen ihren Facetten - und die bestehen halt nun mal nicht nur aus z.B. gebrochenen Sprunggelenken.“
CMS: „Ein großes Ziel ist es, dass meine Nachfolgerin oder mein Nachfolger in fünf Jahren, wenn ich ausscheide, ein Top-Team aus leitenden Ärztinnen und Ärzten hat. Das eingespielt ist und so eng zusammensteht, dass kein Blatt Papier dazwischen passt. Und wir sind heute schon ein sensationelles Team. Wenn jemand einmal einen freien Tag braucht, melden sich mindestens zwei zum Einspringen. Wir halten zusammen, das ist die DNA unseres Teams.“
Bild 1: Dr. Bianca Janjos, Assistenzärztin der Orthopädie und Traumatologie (Unfallchirurgie) und Allgemeinmedizinerin
Bild 2: Primar Dr. Claus-Michael Stock, Leiter der Fachabteilung Anästhesie und Intensivmedizin