29.03.2024
„Wieder Kraft und Sicherheit im Alltag gewinnen“
So lange, so selbständig und so mobil wie möglich im eigenen Zuhause zu leben und zurechtzukommen...
...das haben wir mit Blick auf unsere späten Lebensjahre wohl alle auf der Wunschliste. Bei diesem Ziel bietet die „Ambulante geriatrische Remobilisation“ (AGR) für Patienten der Zielgruppe 60 plus eine wichtige Unterstützung. Deshalb wollen wir Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, heute dieses besondere Behandlungskonzept und die Arbeit des dafür zuständigen Teams im KH Spittal/Drau näher vorstellen.
„Es ist so toll, was für eine selbständige Alltagsbewältigung oft alles wieder möglich ist. Wie positiv sich unsere Patientinnen und Patienten entwickeln. Ich könnte mir keinen besseren Job wünschen und möchte auch gar nicht mehr in einem anderen Bereich arbeiten“, so beschreibt Ann-Kathrin Gruber begeistert ihre Arbeit. Die Ergotherapeutin aus Leidenschaft ist Teil des multidisziplinären Teams der „Ambulanten geriatrischen Remobilisation“ (AGR) im KH Spittal/Drau, das aus zwei Ergotherapeutinnen, einer Physiotherapeutin, einer Logopädin, einer Sozialarbeiterin besteht, und von Oberarzt Dr. Michael Koch geleitet wird. Zusätzlich wird das Team vom Medizinischen Direktor Dr. Gerald Bruckmann, MAS hinsichtlich der einleitenden und abschließenden ärztlichen Begutachtung unterstützt. Die therapeutische Leitung übernimmt DGKP Nadja Feistritzer. Das Ziel dieser Spezialistinnen und Spezialisten ist es, ihre Patienten (wieder) fit für den Alltag zu machen und eine möglichst selbstständige Lebensführung aufrecht zu erhalten. „Wir betreuen Patienten ab 60 Jahren nach Unfällen, geplanten Operationen wie einer Hüft-OP, bei neurologischen Erkrankungen wie Parkinson, MS und nach einem Schlaganfall oder bei altersbedingten Handlungseinschränkungen. Für alle geht es darum, wieder Kraft und Sicherheit im eigenen Alltag zu gewinnen“, erläutert Gruber.
Therapie im eigenen Zuhause
Das Besondere am AGR-Behandlungskonzept: die Therapie findet in der gewohnten häuslichen Umgebung statt, die Therapeutinnen fahren zu ihren Patienten nach Hause. So können Herausforderungen dort zielgerichtet angepackt werden, wo sie auftreten, und auch raschere Fortschritte erzielt werden. „Unsere Patienten ersparen sich nicht nur Transporte und Wege zu ihren Therapien, sondern wir können gemeinsam maßgeschneidert auf ihre Bedürfnisse im eigenen häuslichen Setting eingehen – alltagsnäher geht es nicht“, so die erfahrene Ergotherapeutin.
Stufenweise zum Therapieziel
So erkundigen sich die Therapeutinnen neben den mit den Ärzten vereinbarten Therapiezielen auch immer nach den persönlichen Zielen der Patienten. „Damit können wir noch individueller auf die Menschen eingehen, denn die eigene Motivation ist für den Therapieerfolg sehr wichtig. Aktuell hören wir das Ziel ´wieder gehen und Treppensteigen zu können´ nach dem Winter und sturzbedingten Verletzungen im Bein- oder Hüftbereich natürlich öfter“, so die Ergotherapeutin. In solchen Fällen startet zum Beispiel jede Therapieeinheit mit Aufwärmübungen, alle Gelenke werden sanft durchbewegt und mobilisiert. Dann stehen regelmäßig Übungen für den gezielten Aufbau der Muskulatur auf dem Programm. Kraft und Sicherheit für Treppensteigen wird stufenweise über mehrere 1,5-stündige Einheiten aufgebaut: mit vorbereitenden Übungen, mitgebrachten Materialien wie einem Stepper und dem Gehen erster Treppenstufen. Ergänzt werden die Therapieeinheiten noch mit entsprechenden Übungen quasi als „Hausaufgaben“. „Es ist dann immer wieder großartig zu sehen, welche Fortschritte unsere Patienten machen. Mitzuerleben, wie sie ihre Ziele erreichen“, so Ann-Kathrin Gruber.
Engagierte Rundum-Betreuung
Das besondere AGR-Behandlungskonzept geht über die rein körperliche Remobilisierung noch hinaus: „Der große Vorteil ist eben, dass wir immer in Haus oder Wohnung vor Ort sind. So können wir für unsere Patienten zum Beispiel auch individuell mögliche ´Stolperfallen´ identifizieren und beseitigen. Wir checken, ob es passende Sicherheitsmaßnahmen wie Handläufe auf Treppen und im Gang oder Haltegriffe in Küche und Bad gibt. Wir binden Angehörige ein, empfehlen individuell geeignete Hilfsmittel wie ein Rollmobil, Krücken, Schienen für Hand oder Fuß, beraten bei Unterstützungsleistungen wie z.B. Heimhilfen und schauen, dass unsere Patienten alle Disziplinen erhalten, die sie brauchen: von Ergo- und Physiotherapie über Logopädie bis hin zur Beratung durch die Sozialarbeiterin“, erläutert Gruber. Und nach Ende des in der Regel zweimonatigen Therapieprogramms bekommen die Patienten Empfehlungen, was weiter zu üben ist, und bei Bedarf Informationen zu Therapeuten, möglichen Rehabilitationen sowie entsprechenden Anlaufstellen.
Therapieprogramm als Kassenleistung
Das AGR-Therapieprogramm ist für Patientinnen und Patienten ab 60 Jahren kostenlos als Kassenleistung verfügbar und kann bei Erfüllung der Therapiekriterien einmal pro Jahr in Anspruch genommen werden. Nach Bestätigung eines Therapieplatzes dauert es je nach personeller Situation mindestens ein bis zwei Monate, manchmal aber auch länger, bis zum Start der Therapie. „Das Programm wird sehr gut angenommen, wir haben ein tolles Feedback. Und viele Patientinnen und Patienten melden sich gleich wieder für das nächste Jahr an“, freut sich Ann-Kathrin Gruber.
Alle Informationen zur „Ambulanten geriatrischen Remobilisation“ des KH Spittal und ein Anmeldeformular finden Sie unter www.khspittal.com/abteilungen/ambulante-geriatrische-remobilisation.
Ambulante geriatrische Remobilisation – Leistungsangebot
Ergotherapie
Die Ergotherapie unterstützt Menschen mit eingeschränkter Handlungsfähigkeit. Zur besseren Bewältigung von Alltagssituationen werden Therapiemaßnahmen wie das Training von Bewegungsabläufen, Selbsthilfetrainings (z.B. Waschen, Anziehen) oder Alltagstrainings (z.B. Einkaufen, Umgang mit Hilfsmitteln) umgesetzt.
Mobile Physiotherapie
In der mobilen Physiotherapie werden mit den Patienten unter anderem Körperfunktionen erarbeitet und verbessert sowie die Selbstständigkeit im Bereich der Mobilität vergrößert.
Logopädie
Die Patienten werden beim (Wieder-) Erwerb sowie der Erhaltung sämtlicher Funktionen des Sprechens, Schluckens, der Atmung, Mundfunktion und des Hörvermögens unterstützt.
Beratung
Unsere Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter kümmern sich um Beratung und Vermittlung pflegerischer oder sozialer Unterstützungsmöglichkeiten, übernehmen die Koordination der Zusammenarbeit mit extramuralen Einrichtungen, informieren über Sozialleistungen und leisten Hilfestellung bei Anträgen.
Bild 1: Das Team der „Ambulanten geriatrischen Remobilisation“ – im Einsatz für die Patientinnen und Patienten in Oberkärnten (Foto: Krankenhaus Spittal)
Bild 2: Ergotherapeutin Ann-Kathrin Gruber macht ihre Patientin wieder fit für einen möglichst selbständigen Alltag (Foto: Krankenhaus Spittal)